OGH 12Os49/04; 11Os55/04; 11Os98/04; 15Os51/05x; 11Os65/05a; 12Os68/05z; 11Os107/07f; 15Os113/07t; 13Os21/08z (RS0119094)

OGH12Os49/04; 11Os55/04; 11Os98/04; 15Os51/05x; 11Os65/05a; 12Os68/05z; 11Os107/07f; 15Os113/07t; 13Os21/08z29.8.2023

Rechtssatz

Der Angeklagte hat ein Recht darauf, nicht von einer ihm unbekannten Gerichtsnotorietät im Tatsachenbereich überrascht zu werden.

Normen

MRK Art6 Abs1 II5a6
StPO §258 Abs1
StPO §281 Abs1 Z5 A
StPO §281 Abs1 Z5a

12 Os 49/04OGH27.05.2004
11 Os 55/04OGH27.07.2004

Beisatz: Ein Verstoß gegen das Fair-trial-Gebot des Art 6 MRK liegt aber dann nicht vor, wenn die gerichtskundige Tatsache bereits in der in der Hauptverhandlung vorgetragenen Anklageschrift dargestellt wurde oder sonst eine Erörterung in der Hauptverhandlung (zB im Rahmen des § 238 Abs 2 StPO oder des § 262 StPO) stattfand. (T1)

11 Os 98/04OGH28.09.2004

Vgl; Beisatz: Erforderlich ist eine dem Gebot des fair trial und somit den Garantien des Art 6 MRK entsprechende Ermöglichung der Erörterung der der Verantwortung des Angeklagten zuwider laufenden Verfahrensergebnisse. (T2)

15 Os 51/05xOGH02.06.2005

Vgl auch; Beisatz: Hier: Nichterörterung der Annahme des Alters des Angeklagten mit über 21 Jahren. Verstoß gegen das Gebot des "fair hearing". (T3)

11 Os 65/05aOGH26.07.2005

Vgl; Beis ähnlich wie T1

12 Os 68/05zOGH15.09.2005

Vgl auch

11 Os 107/07fOGH23.10.2007

Beis wie T1

15 Os 113/07tOGH22.11.2007

Beis ähnlich wie T1; Beis ähnlich wie T2; Beisatz: Hier: Nichterörterung der gerichtsnotorischen durchschnittlichen Wirkstoffkonzentration der tatverfangenen Suchtgiftmenge. (T4)

13 Os 21/08zOGH11.06.2008

Vgl auch; Beisatz: In Betreff notorischer Tatsachen, welche keines Beweisverfahrens, sondern nur der Feststellung bedürfen, bedarf es keines Vorkommens auf das Vorliegen solcher Tatsachen hinweisender Indizien in der Hauptverhandlung. Dass gerichtsnotorische Tatsachen erörtert werden müssen, steht einem zugunsten des Angeklagten wahrzunehmenden Feststellungsmangel nicht entgegen. (T5)

13 Os 42/08pOGH11.06.2008

Beis wie T4; Beisatz: Im Sinn eines den Garantien des Art 6 MRK entsprechenden Verfahrens ist das erkennende Gericht verpflichtet, den Angeklagten in der Hauptverhandlung über das, was es als gerichtsnotorisch und im jeweils gegebenen Fall erheblich ansieht, in Kenntnis zu setzen und ihm Gelegenheit zu geben, seine Verteidigung danach einrichten zu können. (T6)

15 Os 118/10gOGH10.11.2010

Vgl auch

11 Os 116/10hOGH16.11.2010

Beis wie T4; Beis wie T6

14 Os 146/10tOGH28.12.2010

Beis wie T4

15 Os 174/10tOGH16.02.2011

Vgl auch; Beis ähnlich wie T1

12 Os 135/11mOGH20.12.2011

Vgl auch

15 Os 147/11yOGH25.01.2012

Auch; Beis ähnlich wie T4

11 Os 75/12gOGH21.08.2012

Vgl; Ähnlich Beis wie T1; Beisatz: Hier: Errechnung eines durchschnittlichen Reingehalts auf Grundlage der im Akt vorgekommenen Untersuchung der Konzentration der bei der Tätergruppe sichergestellten Suchtgifte. Kein Verstoß gegen Art 6 MRK im Falle eines entsprechenden Hinweises im Anklagevortrag. (T7)

14 Os 81/12mOGH16.10.2012

Auch; Beisatz: Hier: Entsprechender Hinweis in der Begründung der in der Hauptverhandlung vorgetragenen Anklageschrift. (T8)

15 Os 112/12bOGH17.10.2012

Vgl auch

15 Os 140/12wOGH12.12.2012

Auch; Beis wie T4

14 Os 99/12hOGH29.01.2013

Vgl auch; Beis wie T1; Beis wie T7

15 Os 162/12fOGH27.02.2013

Auch; Beis wie T2; Beis wie T4

14 Os 47/13pOGH11.06.2013

Vgl; Beis wie T7

13 Os 60/13tOGH02.07.2013
15 Os 138/13bOGH13.11.2013

Auch; Beis wie T1

15 Os 151/12pOGH13.11.2013

Auch; Beis wie T1; Beis wie T2

15 Os 100/13iOGH13.11.2013

Vgl

15 Os 7/14iOGH23.04.2014

Auch; Beis wie T1

13 Os 11/14pOGH23.04.2014

Auch; Beisatz: Hier: Kein unzulässiges Überraschen des Angeklagten durch eine ihm nicht bekannte Notorietät, weil auch die Anklage hinsichtlich des vom Schuldspruch umfassten Suchtgifts von einem 20%igen Wirkstoffgehalt ausging und dies dem Angeklagten anlässlich des Anklagevortrags zur Kenntnis gebracht wurde. (T9)<br/>

12 Os 15/14vOGH08.05.2014

Auch; Beisatz: Ein Verstoß gegen das fair‑trial‑Gebot des Art 6 EMRK liegt dann nicht vor, wenn die Umstände (zumindest) in dem in der Hauptverhandlung vorgetragenen Beschluss des Oberlandesgerichts als Beschwerdegericht, mit dem aus Anlass einer Haftbeschwerde des Angeklagten das Vorliegen des dringenden Tatverdachts beurteilt wurde, dargestellt wurden. (T10)

12 Os 30/15zOGH09.04.2015

Vgl

11 Os 117/15pOGH01.12.2015

Beis wie T1; Beis wie T8

11 Os 30/16wOGH22.03.2016

Auch; Beis wie T4

14 Os 51/16fOGH14.09.2016
14 Os 3/17yOGH28.02.2017

Vgl auch; Beisatz: Für nicht bloß gerichtsnotorische sondern allgemein notorische Tatsachen besteht keine Erörterungspflicht. (T11)

15 Os 32/17wOGH24.05.2017

Auch

12 Os 130/17kOGH14.12.2017

Auch; Beis wie T8; Beis ähnlich wie T9

14 Os 23/18sOGH10.04.2018

Vgl; Beisatz: Eine Erörterungspflicht für normativ (hier: in der Suchtgift-Grenzmengenverordnung [SGV]) festgelegte Grenzmengen von strafrechtlich relevanten Substanzen besteht hingegen nicht. (T12)

12 Os 50/18xOGH05.07.2018

Auch; Beis wie T11

12 Osa 61/19sOGH12.08.2019

Vgl; Beis wie T4

15 Os 143/19xOGH15.01.2020

Vgl; Beis wie T8; Beis wie T9

14 Os 103/20hOGH15.12.2020

Vgl; Beisatz: Stützt das Gericht die bekämpfte Feststellung nicht (bloß) auf Gerichtsnotorietät, sondern auf ein in der Hauptverhandlung vorgekommenes Beweismittel, in dem die gerichtskundige Tatsache bereits dargestellt wurde, liegt kein Verstoß gegen das Fair‑trial‑Gebot des Art 6 MRK vor. (T13)

15 Os 6/21bOGH02.03.2021

Vgl

15 Os 98/22hOGH18.01.2023

Beis wie T1; Beis wie T4; Beis wie T6; Beis wie T7; Beis wie T8; Beis wie T9

11 Os 69/23sOGH29.08.2023

vgl; Beisatz wie T4

Dokumentnummer

JJR_20040527_OGH0002_0120OS00049_0400000_001