OGH 4Ob360/62; 4Ob358/62; 4Ob340/63; 4Ob320/64; 4Ob311/64; 4Ob348/67; 4Ob303/68; 4Ob345/68; 4Ob308/69; 4Ob323/69; 4Ob308/71 (RS0077946)

OGH4Ob360/62; 4Ob358/62; 4Ob340/63; 4Ob320/64; 4Ob311/64; 4Ob348/67; 4Ob303/68; 4Ob345/68; 4Ob308/69; 4Ob323/69; 4Ob308/7111.3.2008

Rechtssatz

Bei Übertretung sittlich neutraler Verwaltungsvorschriften kann ein Verstoß gegen § 1 UWG nur angenommen werden, wenn die Gesetzesverletzung zu Wettbewerbszwecken bewusst in der Absicht erfolgt, sich damit einen Vorsprung vor den gesetzestreuen Mitbewerbern zu sichern; es muss eine fortgesetzte und planmäßige Missachtung des Gesetzes vorliegen (hier: Verstoß gegen § 60 GewO).

Normen

UWG §1 C2
UWG §1 D5a
UWG §1 Abs1 Z1 E

4 Ob 360/62OGH22.01.1963

Veröff: EvBl 1963/230 S 325 = ÖBl 1963,45

4 Ob 358/62OGH29.01.1963

Beisatz: Hier: Verletzung des Apothekenvorbehalts. (T1) Veröff: ÖBl 1963,69

4 Ob 340/63OGH15.10.1963

Beisatz: Hier: Verstoß gegen §§ 59, 59 c GewO. (T2) Veröff: ÖBl 1964,66

4 Ob 320/64OGH05.05.1964

Beisatz: Vertrieb pharmazeutischer Spezialitäten. (T3) Veröff: ÖBl 1964,92

4 Ob 311/64OGH23.06.1964

Beisatz: Verletzung des Apothekenvorbehalts. (T4) Veröff: ÖBl 1965,36

4 Ob 348/67OGH19.12.1967

Veröff: ÖBl 1968,61

4 Ob 303/68OGH23.04.1968

Beisatz: "Fahrt ins Blaue"; Verstoß gegen § 2 lit b ReisebüroV 1935. (T5) Veröff: ÖBl 1968,109

4 Ob 345/68OGH19.11.1968

Beisatz: Apothekenvorbehalt (T6) Veröff: ÖBl 1969,62

4 Ob 308/69OGH04.03.1969

Beisatz: Ladenschlussvorschriften (T7) Veröff: ÖBl 1969,63

4 Ob 323/69OGH17.06.1969

Beisatz: Apothekenvorbehalt; Ginseng-Wurzel (T8) Veröff: ÖBl 1969,131

4 Ob 308/71OGH30.03.1971

Beisatz: Verstoß gegen § 2 ReisebüroV 1935. (T9) Veröff: ÖBl 1971,127

4 Ob 343/71OGH07.09.1971

Beisatz: Verstoß gegen § 2 lit b ReisebüroV 1935. (T10) Veröff: ÖBl 1972,30

4 Ob 308/72OGH22.02.1972

Beisatz: § 59 Abs 2 GewO (T11) Veröff: ÖBl 1973,33

4 Ob 323/73OGH10.07.1973

Beisatz: Hier: Vertreibt Gewerbetreibender Sexliteratur in Buchform ohne Befähigungsnachweis und gewerberechtliche Befugnis trotz Bestrafung wegen Übertretung der GewO. (T12) Veröff: ÖBl 1974,9

4 Ob 348/75OGH18.11.1975

Beisatz: Nicht bei einmaliger Tätigkeit aus rein persönlichem Entgegenkommen und außerhalb des ausgeübten Berufes (Privatdetektiv). (T13)

4 Ob 351/75OGH16.12.1975

Beisatz: Berater in Versicherungsangelegenheiten. (T14) Veröff: VersR 1977,557 = ÖBl 1976,67

4 Ob 357/76OGH07.09.1976

Beisatz: § 46 Abs 4, § 64 Abs 2, § 66 Abs 2 GewO 1973 "BILLDROG - Billige Drogerie". (T15) Veröff: ÖBl 1977,157

4 Ob 313/77OGH22.02.1977

Beisatz: Verstoß gegen § 11 Abs 1 PreisG beim gewerbsmäßigen Verkauf von Sachgütern an Letztverbraucher, die geforderten Preise ersichtlich zu machen. (T16) Veröff: ÖBl 1977,162

4 Ob 407/77OGH20.12.1977

Auch; Beisatz: § 29 Abs 3 GiftV (T17) Veröff: ÖBl 1978,116

4 Ob 409/77OGH20.12.1977

Beisatz: § 84 Abs 2 StVO "Camping" (T18)

4 Ob 347/79OGH29.05.1979

Auch; Beisatz: Ankündigung von "Weihnachtsschiwochen" im Werbeflugblatt einer "Ferienschule", welche keine Bewilligung nach § 1 oö SchischulG besitzt. (T19)

4 Ob 359/79OGH10.07.1979

Auch; Beisatz: Apothekenvorbehalt (hier: Bestellkarten der Immuno AG) (T20)

4 Ob 331/82OGH11.01.1983

Vgl auch; Beisatz: Metro-Post (T21) Veröff: SZ 56/2 = EvBl 1983/49 S 184

4 Ob 349/84OGH10.07.1984

Beisatz: § 208 GewO (T22)

4 Ob 326/86OGH13.05.1986

Auch

4 Ob 359/87OGH12.01.1988

Vgl auch; Beisatz: Nicht jede Wettbewerbshandlung, die eine gesetzliche Bestimmung verletzt, ist deshalb allein schon sittenwidrig. (Hier: Verstoß gegen § 16 b TROG nur dann Verstoß gegen § 1 UWG, wenn die tatsächlich benützte Verkaufsfläche die zulässigen Grenzen übersteigt. (T23)

4 Ob 3/88OGH12.01.1988

Vgl auch; Beisatz: Hier: Bei § 66 GewO verneint. (T24) Veröff: WBl 1988,232 = ÖBl 1989,144

4 Ob 18/88OGH12.04.1988

Auch; Beisatz: Durch wirkungslose Vereinbarung eines "Wiederkaufsrechtes" an beweglichen Sachen zu einem höheren Preis als dem Verkaufspreis wird wirtschaftlich ohne Konzession das Pfandleihergewerbe ausgeübt. (T25) Veröff: MR 1988,102

4 Ob 117/88OGH24.01.1989

Beisatz: Hier: § 127 StGB durch Entleeren von Altpapier-Sammelbehältern. (T26)

4 Ob 58/89OGH27.06.1989

Auch; Beisatz: Hier: DOGRO Steiermark (T27)

4 Ob 89/89OGH26.09.1989

Vgl auch; Beis wie T23

4 Ob 114/89OGH17.10.1989

Beisatz: Hier: § 2 Abs 1 ÄrzteG (T28)

4 Ob 94/90OGH11.09.1990

Vgl auch; Beisatz: Hier: Apothekenvorbehalt (T29)

4 Ob 117/90OGH18.09.1990

Vgl auch; Beisatz: Nach nunmehr ständiger Rechtsprechung (RdW 1988,42; RdW 1989,254 und 272; WBl 1989,155; ÖBl 1989,167) begründet jeder dem Beklagten subjektiv vorwerfbare Gesetzesverstoß auch einen Verstoß gegen § 1 UWG, wenn er in der Ansicht begangen wurde, im Wettbewerb einen Vorsprung vor gesetzestreuen Mitbewerbern zu erlangen. Feststellungen darüber, ob sich der Beklagte dauernd und planmäßig über gewerberechtliche Vorschriften hinweggesetzt hat, sind daher nicht erforderlich. (T30) Veröff: MR 1990,236

4 Ob 158/90OGH18.12.1990

Vgl; Beis wie T30; Beisatz: Bei einer solchen unlauteren Veränderung der wettbewerblichen Ausgangslage zugunsten des Verletzers kommt es nicht darauf an, ob die übertretene Norm an sich wettbewerbsregelnden Charakter hat (MR 1990,196 ua). Entscheidend ist vielmehr die objektive Eignung des konkreten Verstoßes zur Beeinträchtigung des freien Leistungswettbewerbs. (T31) Veröff: MR 1991,120

4 Ob 32/91OGH07.05.1991

Vgl auch; Beis wie T30 nur: Nach nunmehr ständiger Rechtsprechung (RdW 1988,42; RdW 1989,254 und 272; WBl 1989,155; ÖBl 1989,167) begründet jeder dem Beklagten subjektiv vorwerfbare Gesetzesverstoß auch einen Verstoß gegen § 1 UWG, wenn er in der Ansicht begangen wurde, im Wettbewerb einen Vorsprung vor gesetzestreuen Mitbewerbern zu erlangen. (T32) Veröff: MR 1991,243

4 Ob 69/92OGH29.09.1992

Vgl auch; Beis wie T32; Beis wie T31

4 Ob 78/93OGH21.09.1993

Beis wie T31; Beisatz: Hier: §§ 14 ff Tir LandesPolizeiG Regelung der Prostitution. (T33)

4 Ob 137/93OGH28.09.1993

Auch

4 Ob 87/93OGH21.09.1993

Beis wie T30

4 Ob 1059/95OGH19.09.1995

Vgl auch

4 Ob 114/97mOGH13.05.1997

Vgl auch; Beis wie T32

4 Ob 135/98aOGH26.05.1998

Vgl; Beis wie T32; Beisatz: Diese Absicht ist bei einer Wettbewerbshandlung zu vermuten. Die konkrete Normverletzung muss dabei objektiv geeignet sein, den freien Leistungswettbewerb zu beeinträchtigen. (T34)

4 Ob 170/99zOGH13.07.1999

Vgl; Beis wie T32

4 Ob 85/01fOGH24.04.2001

Vgl auch; Beisatz: Waren können demnach nur dann als Verzehrprodukt in Verkehr gebracht werden, wenn sie, auch was ihre Aufmachung betrifft, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Verstöße gegen diese Bestimmungen machen nicht nur strafbar; sie können von Mitbewerbern auch zum Anlass genommen werden, eine Klage wegen Verstoßes gegen § 1 UWG einzubringen und ein Vertriebsverbot zu erwirken. (T35)

4 Ob 59/03kOGH20.05.2003

Auch; Beisatz: Eine Wettbewerbshandlung kann nur dann angenommen werden, wenn ein Verhalten geeignet und auch darauf gerichtet ist, die Marktposition der Mitbewerber zu beeinflussen. (T36); Beisatz: Hier: Kein Verstoß gegen § 1 UWG, weil sich die Beklagte den Vorteil auch durch ein gesetzeskonformes Verhalten verschaffen könnte. (T37); Beisatz: Gewinnspiel. (T38)

4 Ob 225/07bOGH11.03.2008

Vgl aber; Beisatz: Das Erfordernis der Spürbarkeit löste zuletzt das nicht mehr ausdrücklich genannte Kriterium der „Absicht", sich einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen, ab. Darin lag aber in der Sache keine Änderung der Rechtsprechung. Denn die Absicht des belangten Mitbewerbers wurde in aller Regel ohnehin nur aus objektiven Umständen erschlossen, und zwar insbesondere aus der diesbezüglichen Eignung seines Verhaltens. (T39); Beisatz: Mit der UWG-Novelle 2007 wurde die Spürbarkeit als ein bisher für den Rechtsbruchtatbestand konstitutives Element verallgemeinert. Eine auf das Erlangen eines Wettbewerbsvorsprungs gerichtete Absicht ist demgegenüber nicht (mehr) zu verlangen. (T40); Veröff: SZ 2008/32

Dokumentnummer

JJR_19630122_OGH0002_0040OB00360_6200000_001

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