OGH 11Os49/65 (RS0098253)

OGH11Os49/653.5.1965

Rechtssatz

Der Grundsatz "in dubio pro reo" sagt nichts darüber aus, wie sich das Gericht seine Überzeugung von der Schuld des Angeklagten zu verschaffen habe, noch darüber, unter welchen Voraussetzungen ein für die Schuldfrage entscheidender Umstand als erwiesen anzunehmen sei. Er stellt daher keine Einschränkung oder Abänderung des im § 258 Abs 2 StPO normierten Grundsatzes der freien richterlichen Beweiswürdigung dar.

Normen

StPO §258 Abs2 A

11 Os 49/65OGH03.05.1965

Veröff: RZ 1965,142

11 Os 111/72OGH13.07.1972

Beisatz: Der in den §§ 240 a Abs 1, 258 Abs 2, 305 Abs 1, zweiter Unterabsatz, und 325 Abs 1, dritter Unterabsatz, StPO (verbo: "Überzeugung", weil dieser Begriff jeden Zweifel ausschließt) verankerte, das Österreichische Strafverfahren beherrschende Zweifelsgrundsatz (in dubio mitius, in dubio pro reo) sagt nichts darüber aus, wie sich der Richter seine Überzeugung von der Schuld des Angeklagten zu verschaffen habe; er besagt vielmehr, daß, wenn sich das erkennende Gericht außerstande sieht, sich auf Grund der Beweisergebnisse für eine von mehreren möglichen, den Denkgesetzen und der allgemeinen Lebenserfahrung entsprechenden Annahmen mit voller Überzeugung (= Gewißheit) zu entscheiden, die für den Angeklagten günstigste Version dem Urteil zu unterlegen ist (RZ 1977,258; 11 Os 212/71). (T1)

12 Os 143/72OGH05.09.1972

Ähnlich; Beisatz: Der den Strafprozeß beherrschenden Grundsatz der freien Beweiswürdigung (§ 258 Abs 2 StPO) verlangt keineswegs, daß den für den Angeklagten günstigeren Beweismitteln werden müßte (vgl RZ 1969,68). (T2)

11 Os 177/72OGH08.11.1972

Beis wie T1

11 Os 191/72OGH12.01.1973

Beis wie T1

12 Os 121/73OGH25.09.1973

Vgl auch; Beisatz: Der in den §§ 240 a Abs 1, 258 Abs 2, 305 Abs 1, zweiter Halbsatz und 325 Abs 1, dritter Unterabsatz, StPO (verbo: "Überzeugung", weil dieser Begriff jeden Zweifel ausschließt) verankerte, den österreichischen Strafprozeß beherrschende Zweifelsgrundsatz (in dubio mitius, in dubio pro reo) gehört zu den Prinzipien eines die Verteidigung sichernden Verfahrens; er gebietet in zweifelhafter Beweislage die Ausschöpfung aller Möglichkeiten zur Klärung des Anklagevorwurfs. (T3)

12 Os 158/73OGH20.11.1973

Vgl auch; Beisatz: Keine Einschränkung der freien Beweiswürdigung durch den Grundsatz "in dubio pro reo". Dieser Grundsatz ist nicht dahin zu verstehen, daß das Gericht bei Bildung seiner Überzeugung von Schuld oder Unschuld des Angeklagten an andere als die durch § 258 StPO gesetzten Grenzen gebunden wäre. (T4)

13 Os 40/74OGH04.04.1974

Vgl auch; Beisatz: Der Grundsatz "in dubio pro reo" verbietet insbesonders eine Tatsachenfeststellung auf Grund von - überzeugenden und einleuchtenden - Wahrscheinlichkeitsschlüssen nicht. (T5)

12 Os 159/75OGH04.12.1975

Vgl auch; Beis wie T4

11 Os 26/76OGH17.03.1976
13 Os 180/76OGH21.12.1976
12 Os 150/79OGH10.04.1980
12 Os 131/79OGH24.04.1980
9 Os 12/79OGH13.05.1980
11 Os 157/80OGH19.11.1980
13 Os 158/80OGH11.12.1980
10 Os 190/80OGH27.01.1981
13 Os 55/82OGH15.04.1982

Vgl auch

9 Os 44/82OGH22.06.1982

Beis wie T1

13 Os 81/84OGH14.06.1984

Vgl auch

9 Os 8/85OGH23.01.1985

Ähnlich

13 Os 98/85OGH05.09.1985

Vgl auch; Beis wie T6

9 Os 120/84OGH11.09.1985

Vgl auch; Beisatz: Das Gericht ist keineswegs gehalten, sich dann, wenn ein Verfahrensresultat mehrere Auslegungen oder Schlußfolgerungen zuläßt, die für den Angeklagten günstigste der sich anbietenden Varianten zu eigen zu machen; vielmehr kann es sich jede Meinung bilden, die den Denkgesetzen und der Lebenserfahrung nicht widerspricht. (T6)

13 Os 26/86OGH06.03.1986

Vgl auch; Beis wie T6

9 Os 36/86OGH16.04.1986

Vgl auch; Beis wie T6

9 Os 188/86OGH21.01.1987

Vgl auch

13 Os 4/87OGH19.02.1987

Vgl auch; Beis wie T1; Beisatz: Die Heranziehung dieses Grundsatzes (in dubio pro reo, in dubio mitius, praesumptio boni viri) setzt das Aufzeigen von erheblichen Bedenken hinsichtlich entscheidender Tatsachen voraus (vgl §§ 281 Abs 1 Z 5, 362 Abs 1 Z 2 StPO). (T7)

13 Os 13/87OGH19.02.1987

Vgl auch; Beis wie T1; Beis wie T7

13 Os 47/87OGH09.04.1987

Vgl auch; Beis wie T1

14 Os 61/87OGH29.04.1987

Vgl auch; Beis wie T6

14 Os 109/87OGH02.09.1987

Vgl auch; Beis wie T6

14 Os 59/88OGH20.04.1988

Vgl auch; Beis wie T6

14 Os 90/88OGH22.06.1988

Vgl auch; Beis wie T6

13 Os 68/88OGH04.08.1988

Vgl auch

14 Os 120/88OGH28.09.1988

Vgl auch; Beis wie T6

14 Os 47/90OGH24.04.1990

Vgl auch; Beis wie T6

12 Os 13/91OGH14.02.1991

Vgl; Beisatz: Ein Rekurs auf den Zweifelsgrundsatz ("in dubio pro reo") zeigt keinen formellen Nichtigkeitsgrund auf. (T8)

14 Os 9/91OGH12.03.1991

Vgl auch; Beis wie T6

15 Os 60/91OGH06.06.1991

Vgl auch; Beis wie T6

15 Os 5/91OGH29.08.1991

Vgl auch; Beis wie T6

14 Os 161/92OGH26.01.1993

Vgl auch

14 Os 59/93OGH22.06.1993

Vgl auch; Beis wie T6

1 Ob 10/93OGH25.08.1993

Vgl auch; Beis wie T6; Beis wie T7; Beisatz: Dieser Grundsatz darf keineswegs als "negative" Beweisregel verstanden werden und schließt einen Indizienbeweis nicht aus. (T9) Veröff: SZ 66/97

15 Os 101/93OGH26.08.1993

Vgl auch

11 Os 189/93OGH08.02.1994

Vgl auch; Beis wie T6

11 Os 13/94OGH01.03.1994

Vgl auch; Beis wie T6

11 Os 23/94OGH01.03.1994

Vgl auch; Beis wie T6

15 Os 114/94OGH29.07.1994

Vgl auch; Beis wie T8

11 Os 98/94OGH30.08.1994

Vgl auch; Beis wie T6

11 Os 99/95OGH17.10.1995

Vgl auch; Beis wie T6

11 Os 191/96OGH04.03.1996

Vgl auch; Beis wie T6

Dokumentnummer

JJR_19650503_OGH0002_0110OS00049_6500000_002

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