Michele Prestipino, einer der bekanntesten Anti-Mafia-Staatsanwälte Italiens, war Ende Juni auf Einladung des Leiters des Italienischen Kulturinstituts, Dr. Fabrizio Iurlano, zu Gast in Wien.1) Prestipino führte von 1996 bis 2008 als Nachfolger der ermordeten Staatsanwälte Falcone und Borsellino die Mafiaermittlungen in Palermo. 2006 gelang ihm die spektakuläre Festnahme des obersten Mafiabosses Bernardo Provenzano. Seit nunmehr drei Jahren leitet Prestipino die Ermittlungen gegen die 'Ndrangheta in Kalabrien. In seinem Vortrag in Wien gab Prestipino ungewohnt offene Einblicke in die Arbeit der italienischen Justiz wie auch in das Innenleben von Mafia und 'Ndrangheta. Dabei lieferte er der österreichischen Zuhörerschaft, bei allen Unterschiedlichkeiten der Situation in Italien und Österreich, jede Menge gedanklicher Anstöße: im Allgemeinen, was Selbstverständnis und Courage der Strafverfolgung betrifft, aber auch im technischen Detail, etwa bei der breiten Abschöpfung kriminellen Vermögens.2)