Der US-amerikanische Befreiungstheologe Daniel Berrigan SJ (1921-2016), der wegen seines Protests gegen den Völkermord in Vietnam wie ein Kommunist verfolgt und inhaftiert worden war (1970),1 hat seine Erfahrungen mit dem System der Juristen so verallgemeinert: „Der Beruf des Juristen ist einer von jenen Berufen, die in der weiten Welt des Menschen einfach gegen die Menschen handeln. Die führenden amerikanischen Rechtsschulen bringen jedes Jahr eine große Zahl von Juristen hervor, die sich beruflich in ein Versteck vor jedem sozialen Wandel, jedem menschlichen Interesse zurückziehen.“2 Österreichische Rechtsschulen schauen gerne in die USA, zumal dort ihr Säulenheiliger Hans Kelsen (1881-1973) in seinem Ansitz mit Ausblick auf den Pazifik über Gerechtigkeit sinniert hat, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.3 Alfred J. Noll hat sich nicht in rechtswissenschaftliche Abstraktionen geflüchtet, er hat in vielen seiner Publikationen versucht, mit seinen humanistischen Positionen über die von den bürgerlichen Besitzverhältnissen determinierte Rechtswissenschaft konkret hinaus zu gehen.4 Noll ist unter Österreichs Juristen ein Nonkonformist.