OGH 7Ob186/06p (RS0121227)

OGH7Ob186/06p26.1.2022

Rechtssatz

Eine Freiheitsbeschränkung durch medikamentöse Mittel ist nur zu bejahen, wenn die Behandlung unmittelbar die Unterbindung des Bewegungsdranges bezweckt, nicht jedoch bei unvermeidlichen bewegungsdämpfenden Nebenwirkungen, die sich bei der Verfolgung anderer therapeutischer Ziele ergeben können.

Normen

HeimAufG §3

7 Ob 186/06pOGH13.09.2006
2 Ob 77/08zOGH29.05.2008

Beisatz: Ist ein Medikament ein (reines) Sedativum, kann von einer bewegungsdämpfenden Nebenwirkung keine Rede sein. (T1)

1 Ob 21/09hOGH26.02.2009
3 Ob 176/10vOGH11.11.2010

Beis wie T1

7 Ob 142/11zOGH31.08.2011
7 Ob 235/11aOGH25.01.2012

Vgl auch

7 Ob 62/12mOGH25.04.2012
7 Ob 193/13bOGH13.11.2013
7 Ob 240/13iOGH29.01.2014

Bem: „... unmittelbar, also primär ...“ (T2)

7 Ob 32/14bOGH19.03.2014
7 Ob 77/14wOGH21.05.2014

Beis wie T2

7 Ob 139/14pOGH29.10.2014
7 Ob 21/16pOGH06.04.2016

Beisatz: Medikamente und Fixierung auf Rollstuhl. (T3)

7 Ob 137/16xOGH13.10.2016

Beisatz: Eine nur im Pflegeblatt vorgesehene, nach außen nicht vermittelte (bloße) Bedarfsmedikation für zerebrale Anfälle ist keine Freiheitsbeschränkung im Sinn des § 3 HeimAufG. (T4)

7 Ob 205/16xOGH09.11.2016

Beisatz: Die bloße ärztliche Anordnung eines eine Freiheitsbeschränkung herbeiführenden Medikaments (vgl § 5 Abs 1 HeimAufG) unter bestimmten Voraussetzungen ohne dessen tatsächliche Verabreichung (Bedarfsmedikation) ist für sich allein noch keine Freiheitsbeschränkung im Sinn des § 3 Abs 1 HeimAufG. (T5)<br/>Beisatz: Sofern aber mit der Anordnung eines Medikaments beim Bewohner ein bestimmtes freiheitsbeschränkendes Verhalten veranlasst wird oder dieser den Eindruck gewinnen muss, keine andere Möglichkeit zu haben, als ein bestimmtes gewünschtes Verhalten zu setzen, andernfalls das Medikament verabreicht wird, liegt eine Androhung im Sinn des § 3 Abs 1 HeimAufG und damit eine Freiheitsbeschränkung vor. (T6)

7 Ob 67/19gOGH24.04.2019

Beis wie T5; Beisatz: Freiheitsbeschränkung, wenn die Medikamente der Ruhigstellung des Bewohners dienen. (T7)

7 Ob 59/20gOGH08.07.2020

Beisatz: Für das Vorliegen einer medikamentösen Freiheitsbeschränkung durch eine Einmalmedikation muss die intendierte Bewegungseinschränkung auch in einem feststellbaren Ausmaß eintreten. (T8)

7 Ob 122/20xOGH16.09.2020
7 Ob 183/20tOGH21.10.2020

Beis wie T1

7 Ob 107/21tOGH23.06.2021
7 Ob 200/21vOGH26.01.2022
7 Ob 194/21mOGH15.12.2021

Dokumentnummer

JJR_20060913_OGH0002_0070OB00186_06P0000_002

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