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Der Einfluss österreichischer Nationalsozialisten auf das niederländische Steuerrecht im Zweiten Weltkrieg**Das Manuskript beruht auf einem Vortrag, den der Verfasser am Institut für Österreichisches und Internationales Steuerrecht der WU im Rahmen des WU-PwC-Seminars zum Europäischen und Internationalen Steuerrecht hielt.

Internationales SteuerrechtProf. Dr. Peter Essers,ÖStZ 2016/588ÖStZ 2016, 387 Heft 14 v. 22.7.2016

1. Die Invasion der Niederlande

Die Invasion Nazideutschlands in die Niederlande am 10. 5. 1940 kam für die meisten Niederländer überraschend. Seit der französischen Herrschaft durch Napoleon war das Land nicht mehr von fremden Mächten besetzt worden. Die Neutralitätspolitik des Landes sollte dafür sorgen, dass das Land, so wie im Ersten Weltkrieg, von Krieg und Besatzung verschont bliebe. Diese Hoffnung war leider vergebens. Für die Nationalsozialisten waren die relativ wohlhabenden Niederlande zu verlockend. Hitler war der Meinung, dass die Niederländer für die großgermanische Idee gewonnen werden konnten. In seinen Augen gab es jedenfalls eine Stammesverwandtschaft zwischen dem deutschen und dem niederländischen Volk. Den Nationalsozialisten war jedoch sehr wohl bewusst, dass die Niederländer sich nicht ohne Weiteres zum Nationalsozialismus bekehren lassen würden. Der Einfluss der Kirchen und etablierten politischen Strömungen war zudem zu groß. Daher entschlossen sich die Nationalsozialisten dazu, durch taktische und freundliche Vorgehensweise im Umgang mit der Bevölkerung ihr eigentliches Ziel - die komplette Einverleibung der Niederlande durch Deutschland - zu erreichen. Anders als in Belgien gab es in den Niederlanden keine militärische Besatzungsautorität, sondern ein politisches SS-Regime. Königin Wilhelmina und ihr Kabinett waren nach dem deutschen Einfall nach England geflüchtet. Hitler stellte den Österreicher Arthur Seyß-Inquart11Geboren am 22. 7. 1892 in Stannern; gestorben am 16. 10. 1946 in Neurenberg. ein, der als Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete zuständig war. Hitler war aufgrund Seyß-Inquarts "mäßigenden" Eigenschaften überzeugt davon, dass dieser die Niederländer vom Nationalsozialismus überzeugen könnte. "Nehmen Sie Ihre Frau mit", hatte Hitler Seyß-Inquart geraten, "denn Sie müssen dafür sorgen, dass Sie auch gesellschaftlich mit den Niederländern verkehren". Zusammen mit seiner Frau Gertrud bezog Seyß-Inquart das Landgut Clingendael in Den Haag. Aufgrund dessen zogen mehrere Österreicher ebenfalls nach Den Haag, darunter befanden sich die dem Reichskommissar direkt unterstehenden Generalkommissare Hanns Albin Rauter,22Geboren am 4. 2. 1895 in Klagenfurt; gestorben am 25. 3. 1949 in Scheveningen. Hans Fischböck33Geboren am 24. 2. 1895 in Geras; gestorben am 3. 6. 1967 in der Nähe von Buenos Aires. und Friedrich Wimmer.44Geboren am 9. 7. 1897 in Salzburg; gestorben am 2. 8. 1965 in Regensburg.

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