OGH 4Ob233/15s

OGH4Ob233/15s20.4.2016

Der Oberste Gerichtshof hat als Revisionsgericht durch den Senatspräsidenten Dr. Vogel als Vorsitzenden und die Hofräte Dr. Jensik, Dr. Musger, Dr. Schwarzenbacher und Dr. Rassi als weitere Richter in den Rechtssachen der jeweils klagenden Partei A***** AG, *****, vertreten durch Ebert Huber Swoboda Oswald & Partner Rechtsanwälte GmbH, gegen 1. die zu AZ 4 Ob 233/15s beklagte Partei S***** S*****, 2. die zu AZ 4 Ob 234/15p beklagte Partei K***** W*****, 3. die zu AZ 4 Ob 5/16p beklagte Partei A***** B*****, 4. die zu AZ 4 Ob 11/16w beklagte Partei D***** s.r.o., *****, 5. die zu AZ 4 Ob 16/16f beklagten Parteien (1) A***** KG, *****, und (2) P***** C*****, 6. die zu AZ 4 Ob 32/16h beklagte Partei A***** S*****, 7. die zu AZ 4 Ob 35/16z beklagte Partei R***** W*****, 8. die zu AZ 4 Ob 66/16h beklagte Partei G***** M*****, jeweils vertreten durch Dr. Patrick Ruth, Rechtsanwalt in Innsbruck, 9. die zu AZ 4 Ob 248/15x beklagte Partei G***** O*****, 10. die zu AZ 4 Ob 257/15w beklagte Partei D***** V*****, 11. die zu AZ 4 Ob 20/16v beklagte Partei S***** M*****, 12. die zu AZ 4 Ob 28/16w beklagte Partei E***** Ö*****, 13. die zu AZ 4 Ob 40/16k beklagten Parteien (1) C***** AG, *****, (2) M***** F*****, 14. die zu AZ 4 Ob 54/16v beklagten Parteien (1) W***** GmbH, *****, (2) C***** R*****, 15. die zu AZ 4 Ob 67/16f beklagte Partei F***** K*****, 16. die zu AZ 4 Ob 68/16b beklagten Parteien (1) M ***** OG, *****, (2) M***** C*****, (3) R***** K*****, 17. die zu AZ 4 Ob 76/16d beklagte Partei A***** H*****, 18. die zu AZ 4 Ob 79/16w beklagte Partei A***** mbH, *****, 19. die zu AZ 4 Ob 80/16t beklagte Partei S***** K*****, 20. die zu AZ 4 Ob 83/16h beklagten Parteien (1) C***** KG, *****, (2) F***** C*****, 21. die zu AZ 4 Ob 89/16s beklagte Partei A***** K*****, jeweils vertreten durch Dr. Fabian Maschke, Rechtsanwalt in Wien, 22. die zu AZ 4 Ob 260/15m beklagte Partei J***** S*****, vertreten durch Prof. Dr. Fritz Wennig, Rechtsanwalt in Wien, jeweils wegen Unterlassung (Streitwert 34.900 EUR) und Urteils‑ veröffentlichung (Streitwert 100 EUR), aus Anlass der außerordentlichen Revisionen

1. der zu AZ 4 Ob 233/15s beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 28. September 2015, GZ 3 R 122/15d‑22, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 3. Juli 2015, GZ 29 Cg 97/14g‑18, teilweise abgeändert wurde,

2. der zu AZ 4 Ob 234/15p beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 28. September 2015, GZ 3 R 123/15a‑19, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 3. Juli 2015, GZ 38 Cg 120/14f‑15, teilweise abgeändert wurde,

3. der zu AZ 4 Ob 11/16w beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 18. November 2015, GZ 4 R 144/15x‑22, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 3. Juli 2015, GZ 38 Cg 124/14v‑18, teilweise abgeändert wurde,

4. der zu AZ 4 Ob 16/16f beklagten Parteien gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 12. Oktober 2015, GZ 3 R 124/15y‑15, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 3. Juli 2015, GZ 38 Cg 186/14m‑11, teilweise abgeändert wurde,

5. der zu AZ 4 Ob 32/16h beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 25. November 2015, GZ 2 R 175/15s‑19, womit das Urteil des Landesgerichts Wels vom 31. August 2015, GZ 6 Cg 109/14g‑12, teilweise abgeändert wurde,

6. der zu AZ 4 Ob 35/16z beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 16. Dezember 2015, GZ 6 R 161/15m‑29, womit das Urteil des Landesgerichts Steyr vom 18. Juni 2015, GZ 2 Cg 47/14a‑25, teilweise abgeändert wurde,

7. der zu AZ 4 Ob 66/16h beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 28. Jänner 2016, GZ 5 R 2/16z‑53, womit das Urteil des Landesgerichts Wiener Neustadt als Handelsgericht vom 7. November 2015, GZ 20 Cg 164/13y‑47, teilweise abgeändert wurde,

8. der zu AZ 4 Ob 257/15w beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 17. November 2015, GZ 6 R 189/15d‑22, womit das Urteil des Landesgerichts Wels vom 31. August 2015, GZ 6 Cg 163/14y‑19, teilweise abgeändert wurde,

9. der zu AZ 4 Ob 20/16v beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 22. Dezember 2015, GZ 2 R 194/15k‑15, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 3. November 2015, GZ 40 Cg 32/15f‑11, teilweise abgeändert wurde,

10. der zu AZ 4 Ob 28/16w beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 23. Dezember 2015, GZ 3 R 165/15b‑19, womit das Urteil des Landesgerichts Linz vom 11. November 2015, GZ 2 Cg 39/15f‑15, bestätigt wurde,

11. der zu AZ 4 Ob 40/16k beklagten Parteien gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 22. Dezember 2015, GZ 30 R 37/15d‑19, womit das Urteil des Handelsgerichts Wien vom 8. September 2015, GZ 43 Cg 49/14z‑15, bestätigt wurde,

12. der zu AZ 4 Ob 54/16v beklagten Parteien gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 28. Jänner 2016, GZ 5 R 204/15d‑31, womit das Urteil des Landesgerichts Korneuburg als Handelsgericht vom 3. November 2015, GZ 2 Cg 111/13v‑27, bestätigt wurde,

13. der zu AZ 4 Ob 67/16f beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 10. Februar 2016, GZ 6 R 25/16p‑36, womit das Urteil des Landesgerichts Wels vom 18. Dezember 2015, GZ 8 Cg 57/14z‑32, bestätigt wurde,

14. der zu AZ 4 Ob 68/16b beklagten Parteien gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 11. Februar 2016, GZ 3 R 14/16y‑32, womit das Urteil des Landesgerichts Wels vom 18. Dezember 2015, GZ 8 Cg 56/14b‑28, bestätigt wurde,

15. der zu AZ 4 Ob 76/16d beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 24. Februar 2016, GZ 2 R 28/16z‑18, womit das Urteil des Landesgerichts Ried im Innkreis vom 14. Jänner 2016, GZ 1 Cg 15/15a‑14, bestätigt wurde,

16. der zu AZ 4 Ob 79/16w beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 24. Februar 2016, GZ 2 R 21/16w‑26, womit das Urteil des Landesgerichts Steyr vom 21. Dezember 2015, GZ 9 Cg 10/15p‑20, bestätigt wurde,

17. der zu AZ 4 Ob 80/16t beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 17. Februar 2016, GZ 1 R 14/16h‑16, womit das Urteil des Landesgerichts Steyr vom 15. Dezember 2015, GZ 3 Cg 15/15d‑12, bestätigt wurde,

18. der zu AZ 4 Ob 83/16h beklagten Parteien gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Linz als Berufungsgericht vom 11. Februar 2016, GZ 3 R 13/16a‑31, womit das Urteil des Landesgerichts Wels vom 18. Dezember 2015, GZ 8 Cg 55/14f‑27, bestätigt wurde,

19. der zu AZ 4 Ob 89/16s beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 25. Februar 2016, GZ 1 R 14/16k‑33, womit das Urteil des Landesgerichts St. Pölten vom 3. Dezember 2015, GZ 37 Cg 83/14w‑29, bestätigt wurde,

sowie aus Anlass der Rekurse der klagenden Partei

1. zu AZ 4 Ob 248/15x gegen den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 27. Oktober 2015, GZ 5 R 18/15a‑24, womit das Urteil des Landesgerichts Wiener Neustadt vom 18. Dezember 2014, GZ 26 Cg 100/13f‑18, aufgehoben wurde,

2. zu AZ 4 Ob 260/15m gegen den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 13. Oktober 2015, GZ 34 R 109/15x‑30, womit das Urteil des Landesgerichts Korneuburg vom 1. Juli 2015, GZ 1 Cg 88/14f‑26, aufgehoben wurde,

3. zu AZ 4 Ob 5/16p gegen den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien als Berufungsgericht vom 29. Oktober 2015, GZ 5 R 157/15t‑17, womit das Urteil des Landesgerichts Korneuburg als Handelsgericht vom 1. Juli 2015, GZ 1 Cg 133/14y‑13, aufgehoben wurde, in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

European Case Law Identifier: ECLI:AT:OGH0002:2016:0040OB00233.15S.0420.000

 

Spruch:

1. Die Revisionsverfahren 4 Ob 233/15s, 4 Ob 234/15p, 4 Ob 11/16w, 4 Ob 16/16f, 4 Ob 32/16h, 4 Ob 35/16z, 4 Ob 66/16h, 4 Ob 257/15w, 4 Ob 20/16v, 4 Ob 28/16w, 4 Ob 40/16k, 4 Ob 54/16v, 4 Ob 67/16f, 4 Ob 68/16b, 4 Ob 76/16d, 4 Ob 79/16w, 4 Ob 80/16t, 4 Ob 83/16h und 4 Ob 89/16s sowie die Rekursverfahren 4 Ob 248/15x, 4 Ob 260/15m und 4 Ob 5/16p werden zur gemeinsamen Entscheidung verbunden; führendes Verfahren ist 4 Ob 233/15s.

2. Das sohin verbundene Verfahren wird bis zur Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs über den mit hg Beschluss vom 30. März 2016 zu 4 Ob 31/16m ua gestellten Antrag an den Verfassungsgerichtshof, näher bezeichnete Normen des Glücksspielrechts als verfassungswidrig aufzuheben, unterbrochen.

Die Aufnahme des Verfahrens erfolgt von Amts wegen.

Begründung

Rechtliche Beurteilung

Zu Punkt 1 (Verbindung):

Im Hinblick darauf, dass es sich in allen genannten Rechtssachen um gleichgelagerte Fälle handelt und die klagende Partei in allen Causen ident ist, erscheint dem Obersten Gerichtshof eine Verbindung der Rechtssachen zur gemeinsamen Entscheidung im Sinne des § 187 ZPO zweckmäßig.

Zu Punkt 2 (Unterbrechung):

Der Senat hat jüngst in (sechs) verbundenen Verfahren, denen Sachverhalte zugrunde lagen, die mit jenen der gegenständlichen Verfahren vergleichbar sind, mit dem im Spruch genannten Beschluss die dort näher bezeichneten Bestimmungen des Glücksspielgesetzes (GSpG) und des NÖ Spielautomatengesetzes 2011 beim Verfassungsgerichtshof als verfassungswidrig angefochten.

Grundlage der Anfechtung war ua folgender Sachverhalt:

Die Österreichische Lotterien GmbH, Inhaberin aller in § 14 GSpG vorgesehenen Lotteriekonzessionen, investiert für Werbung jährlich 40 bis knapp 50 Millionen EUR und ist unter den Top‑Acht Investoren bei den Werbeausgaben in Österreich. Die Österreichische Lotterien GmbH sprach dabei ein breites Publikum an, etwa indem sie in Zeitungen bei religiös und kulturell interessierten Menschen warb, in ihrer Werbung auf das Sponsoring großer Festivals (zB dem Donauinselfest) und wohltätiger Zwecke (Einsätze der Rettungshunde Niederösterreich) hinwies, Personen mit einer Spielquittung den Eintritt in den Tiergarten Schönbrunn spendiert und für Schüler von 10 bis 14 Jahren eine große Sportveranstaltung (mit‑)finanzierte.

Die Casinos Austria AG, Inhaberin aller in § 21 GSpG vorgesehenen Spielbankkonzessionen, warb oder wirbt unter anderem mit Slogans wie „Gewinnen macht schön“, „Das Glück steht Ihnen gut“, „Ein Abend so schön wie die Frauen. Mittwoch ist Damentag“, „Frauen haben nicht nur Glück im Spiel“, „Mittwoch packt alle das Diamantenfieber“, „Der Damentag zieht alle an. Jetzt Don Gil Gutscheine und Mailand Trip gewinnen“. Es wurde auch eine U‑Bahn‑Garnitur in Wien im Stil der „Golden Roulette“ ‑ Kampagne mit dem Schriftzug der Casinos Austria AG gebrandet. In Zeitungen wurden Gutscheine der Casinos Austria beigegeben, mit welchem unter dem Titel „Tag des Glücks“ ein Bonus von 10 EUR geboten wurde. Für eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen im Casino wurde ua damit geworben, dass im Kartenpreis auch Begrüßungsjetons für das Casino enthalten seien. In mehreren Presseaussendungen wies die Casinos Austria AG darauf hin, dass ihre „Glückstage“ mit jede Menge Gewinnchancen für Besuchsrekorde von weit über 10.000 Gästen täglich sorgten. Die Besucher wurden dabei mit Unterhaltungsprogrammen und Verlosungen angelockt, wobei Kraftfahrzeuge und Lottogutscheine gewonnen werden konnten.

Zu den Anfechtungsgründen wird auf den Beschluss 4 Ob 31/16m ua verwiesen. Die dort angefochtenen Bestimmungen sind auch für die vorliegenden Verfahren präjudiziell.

Da zu erwarten ist, dass der Verfassungs‑ gerichtshof im Fall der Aufhebung der angefochtenen Gesetzesbestimmungen eine Anlassfallerstreckung gemäß Art 140 Abs 7 B‑VG aussprechen wird, erweist sich die Unterbrechung der verbundenen Verfahren als zweckmäßig.

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