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Umbrüche

Brunnbauer1. AuflApril 2022

Ab Mitte der 1930er Jahre verschlechterte sich die Auftragslage für Albert Esch. Aber nicht nur für ihn, für die gesamte Branche bedeuteten die allgemein wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten eine Herausforderung. Bereits der Erste Weltkrieg hatte einen gewaltigen Einbruch in der Entwicklung der Wiener Gartenkultur bedeutet. Auf der einen Seite waren Auftraggeber weggebrochen, auf der anderen Seite Planer wie Albert Esch5353Albert Esch wurde im Ersten Weltkrieg im Kriegsministerium als Referent für Gemüseplantagen eingesetzt. in den Kriegsdienst gestellt worden. Zahlreiche ambitioniert betriebene Initiativen zur Hebung der Gartenkultur fanden ihr jähes Ende. Vereine wie die Gartenbau-Gesellschaft mussten sich plötzlich auf kriegs- und versorgungsrelevante Themen konzentrieren und kleinere Gartenbauvereine konnten ihre Aufgaben nur mehr sehr reduziert wahrnehmen.5454Eva Berger: „Viel herrlich und schöne Gärten“. 600 Jahre Wiener Gartenkunst, Wien/Köln/Weimar 2016, S. 300. Nach dem Krieg ließ sich die Entwicklung aus der Zeit vor 1914 nicht mehr linear fortführen. Den nach 1918 entworfenen Gärten wurden vielfach neue Aufgaben zugewiesen: Der sogenannte Hausgarten, wie ihn Albert Esch wesentlich mittrug, entwickelte sich. Die Gartengestaltung blieb zwar im Wesentlichen

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formal, den sich neu entwickelnden Freizeitgewohnheiten entsprechend wurden der ganzen Familie aber verschiedene Spiel-, Sport- und Erholungsflächen im Garten zugestanden: Kinderspielbereiche, Bereiche für Gymnastik und Sport sowie Bereiche für spezielle Zierpflanzenbestände (etwa Stauden). Sonnenbaden am Rasen und Wasserbecken zur Erfrischung benötigten nicht viel Platz, stellten jedoch im Gegensatz zu den herkömmlichen historistischen Ziergärten und den architektonisch gestalteten Jugendstilgärten gänzlich neue Gartenbereiche dar.5555Eva Berger: Lernen – Anpassen – Erhalten. Die neuen Wiener Wohngärten nach 1918 am Beispiel von Albert Esch, in: University Meets Public – Nachlese. Ausgewählte Beiträge zum Thema „Lernende Gesellschaft“, hrsg. v. Elisabeth Brugger, Elke Gornik u. a., Wien 2011, S. 99 f. Dem neuen Trend folgend wurden daher in den 20er und 30er Jahren vielfach als altmodisch befundene „Miniaturlandschaftsgärten“ im Umfeld historistischer Villen zeitgemäß umgestaltet.

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