OGH 1Ob226/74; 1Ob8/82; 1Ob41/86; 1Ob9/87; 1Ob24/87; 1Ob27/90 (RS0037896)

OGH1Ob226/74; 1Ob8/82; 1Ob41/86; 1Ob9/87; 1Ob24/87; 1Ob27/9027.6.2023

Rechtssatz

Art 5 Abs 5 MRK gewährt jedermann, dem seine Freiheit durch Festnahme oder Haft durch einen Träger öffentlicher Gewalt entzogen wurde, selbständige, unmittelbare, in Österreich ohne weiteres Ausführungsgesetz unter Anwendung der Bestimmungen des Amtshaftungsgesetzes gegen den Rechtsträger, dessen Organe Art 5 MRK in Vollziehung der Gesetze verletzen, geltend zu machende, vom Verschulden der Organe unabhängige Schadenersatzansprüche. Zu ersetzen sind nicht nur materielle Schäden, sondern auch der durch die Verletzung des Rechtsgutes der Freiheit entstandene immaterielle Schaden.

Normen

ABGB §1293
ABGB §1323 A
ABGB §1325 A
ABGB §1329
AHG §1 Cd1c
AHG §1 C5
AHG §1 Ea
AHG §1 H
MRK Art5 Abs5 V3
MRK Art5 Abs5 V4

1 Ob 226/74OGH18.06.1975

Veröff: SZ 48/69 = EUGRZ 1975,492 = JBl 1975,645 (mit Anmerkung von R Strasser) = EvBl 1976/30 S 66

1 Ob 8/82OGH17.02.1982

Veröff: SZ 55/18 = EvBl 1982/103 S 352 = EUGRZ 1983,130 (teilweise zustimmend Schantl) = RZ 1983/6 S 48

1 Ob 41/86EGMR14.01.1987

Veröff: SZ 60/1 = EvBl 1987/118 S 443

1 Ob 9/87OGH24.06.1987

Veröff: SZ 60/117

1 Ob 24/87OGH02.09.1987

Veröff: SZ 60/155

1 Ob 27/90OGH19.12.1990

Veröff: SZ 63/223 = JBl 1992,49

1 Ob 19/92OGH20.05.1992

Auch

1 Ob 31/92OGH07.10.1992

Auch; Veröff: EvBl 1993/57 S 276

1 Ob 4/94OGH22.06.1994

Auch

1 Ob 7/95OGH29.05.1995

Auch; Beisatz: Es handelt sich dabei um einen materiellrechtlich unmittelbar aus der im Verfassungsrang stehenden Europäischen Menschenrechtskonvention abgeleiteten Ersatzanspruch. (T1) Veröff: SZ 68/102

1 Ob 26/95OGH23.06.1995

Auch

1 Ob 39/95OGH29.08.1995

Auch; Beis wie T1

1 Ob 88/00yOGH21.06.2000

Auch; Beisatz: Auf die Schadenersatzpflicht nach Art 5 Abs 5 EMRK sind die Verfahrensvorschriften des AHG und nicht jene des StEG anzuwenden. Eine analoge Anwendung des StEG kommt deshalb nicht in Betracht, weil das AHG - ebenso wie die EMRK - eine dem § 3 lit b StEG vergleichbare Bestimmung nicht kennt. (T2); Veröff: SZ 73/103

1 Ob 129/02fOGH25.06.2002

Vgl auch; Beisatz: Bei Anwendung des Amtshaftungsgesetzes wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob dieses Gesetz die ausschließliche Haftung von Rechtsträgern für Schäden aus Akten hoheitlicher Vollziehung abschließend regelt, soweit es an besonderen Rechtsgrundlagen für eine Haftungsanknüpfung mangelt. Solche besonderen Grundlagen können sich etwa aus dem Gemeinschaftsrecht, aus einfachen Gesetzen mit verfassungsrechtlicher Deckung - wie etwa der nach Art 23 Abs 5 B-VG - oder aus der Verfassung selbst ergeben, wenn verfassungsunmittelbare Ansprüche - wie etwa die nach Art 5 Abs 5 EMRK beziehungsweise Art 7 PersFrG - geltend gemacht werden. (T3); Veröff: SZ 2002/87

1 Ob 178/05sOGH27.09.2005

Auch; Beis wie T2 nur: Auf die Schadenersatzpflicht nach Art 5 Abs 5 EMRK sind die Verfahrensvorschriften des AHG und nicht jene des StEG anzuwenden. (T4); Beisatz: Ein im Verfahren nach dem StEG allenfalls erwirkter Beschluss, mit dem die Ersatzpflicht für eine unrechtmäßige Haft ausgesprochen wird, kann daher nur für Ansprüche nach dem StEG von Bedeutung sein, hat aber weder für das Entstehen noch für die Verjährung von Ersatzansprüchen nach dem AHG Konsequenzen. (T5)

1 Ob 190/15wOGH22.10.2015

Vgl; Beis wie T1

1 Ob 88/23gOGH27.06.2023

Beisatz wie T1<br/>Anm: zur Verordnung gemäß § 2 Z 1 des COVID-19-Maßnahmengesetzes;

Dokumentnummer

JJR_19750618_OGH0002_0010OB00226_7400000_004

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