Rechtssatz
Der Rechtssatz, dass jeder Verstoß gegen die Unmittelbarkeit von Amts wegen wahrzunehmen sei und daher einer Rüge nicht bedürfe, lässt sich in dieser Allgemeinheit aus dem Gesetz nicht ableiten. Die Verlesung von Aussagen, die nicht vom erkennenden Richter aufgenommen wurden, bildet dann keinen Verfahrensmangel, wenn sie nicht gerügt und auch ein Antrag auf Wiederholung der Beweisaufnahme vor dem erkennenden Richter nicht gestellt wurde. Die Parteien können auf die Befolgung des Grundsatzes, dass die Beweise von dem Richter aufzunehmen sind, der die Entscheidung fällt, wirksam verzichten. (Ausdrückliche Ablehnung von 2 Ob 748/52 und 6 Ob 23/59).
5 Ob 322/59 | OGH | 07.10.1959 |
Veröff: JBl 1960,195 |
5 Ob 376/63 | OGH | 19.12.1963 |
Beisatz: Beweiswiederholung durch Verlesung von Aussagen mit Zustimmung der Parteien. (T1) |
8 Ob 335/64 | OGH | 18.11.1964 |
Veröff: EvBl 1965/188 S 270 |
5 Ob 121/67 | OGH | 21.06.1967 |
Beis wie T1; Veröff: EFSlg 9005 |
7 Ob 9/72 | OGH | 02.02.1972 |
Beisatz: Hier: Verlesung eines in einem anderen Verfahren erstatteten Sachverständigengutachtens. (T2) |
6 Ob 34/72 | OGH | 17.02.1972 |
Auch |
5 Ob 298/74 | OGH | 18.02.1975 |
Beis wie T1 |
5 Ob 31/75 | OGH | 25.03.1975 |
nur: Die Parteien können auf die Befolgung des Grundsatzes, daß die Beweise von dem Richter aufzunehmen sind, der die Entscheidung fällt, wirksam verzichten. (T3) Beisatz: Hier: Verlesung eines im Entmündigungsverfahren erstatteten Gutachtens. (T4) |
8 Ob 8/78 | OGH | 15.02.1978 |
Auch; nur T3 |
2 Ob 564/78 | OGH | 03.04.1979 |
nur T3 |
6 Ob 635/79 | OGH | 11.07.1979 |
Auch; Beisatz: Ausdrückliches Einverständnis der Parteien mit der Verlesung der Aussagen der in erster Instanz vernommenen Zeugen durch das Berufungsgericht. (T5) |
8 Ob 198/79 | OGH | 22.11.1979 |
nur: Der Rechtssatz, daß jeder Verstoß gegen die Unmittelbarkeit von Amts wegen wahrzunehmen sei und daher einer Rüge nicht bedürfe, läßt sich in dieser Allgemeinheit aus dem Gesetz nicht ableiten. (T6); Beis wie T5 |
1 Ob 632/80 | OGH | 18.06.1980 |
nur T3 |
9 ObA 63/23i | OGH | 27.09.2023 |
vgl; Beisatz: Die Verlesung von Aussagen, die nicht vom erkennenden Richter aufgenommen wurden, bildet einen Verfahrensmangel, der nur dann im Rechtsmittel mit Erfolg geltend gemacht werden kann, wenn er bereits in der mündlichen Verhandlung gemäß § 196 ZPO gerügt (und ein entsprechender Antrag auf Beweisaufnahme vor dem erkennenden Richter gestellt) worden ist. (T7) |
Dokumentnummer
JJR_19591007_OGH0002_0050OB00322_5900000_002
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