OGH 1Ob545/80 (RS0023866)

OGH1Ob545/8026.3.1980

Rechtssatz

Die Bestimmung des § 159 Abs 1 Z 2 StGB stellt ein Schutzgesetz zugunsten der Gläubiger dar. Vom Schutzzweck der Norm werden sämtliche Gläubiger einer GmbH erfasst, sowohl Altgläubiger, deren Forderungen im Zeitpunkt des Eintrittes der Zahlungsunfähigkeit bereits bestanden und die durch die Eingehung neuer Verbindlichkeiten geschädigt werden, als auch Neugläubiger, die durch die Begründung der Verbindlichkeit im Stadium der Zahlungsunfähigkeit dadurch geschädigt werden, dass sie keine Gegenleistung erhalten. Ihnen gegenüber haftet der Geschäftsführer unmittelbar nach schadenersatzrechtlichen Grundsätzen.

Normen

ABGB §1295 IIf6
ABGB §1311 IIc
GmbHG §25
StGB aF §159 Abs1 Z2

1 Ob 545/80OGH26.03.1980

Veröff: SZ 53/53 = GesRZ 1981,111; hiezu Kutschera zur Haftung des Geschäftsführers gemäß § 25 GmbHG GesRZ 1982,243

3 Ob 633/81OGH10.02.1982

Beisatz: Bei einem Neugläubiger besteht der Schaden in der Höhe seiner Forderungen abzüglich einer allfälligen Konkursquote. (T1)

8 Ob 515/83OGH08.09.1983
6 Ob 688/83OGH13.10.1983

nur: Die Bestimmung des § 159 Abs 1 Z 2 StGB stellt ein Schutzgesetz zugunsten der Gläubiger dar. (T2) <br/>Veröff: RdW 1984,42 = NZ 1986,17

6 Ob 818/82OGH17.11.1983

nur T2; nur: Ihnen gegenüber haftet der Geschäftsführer unmittelbar nach schadenersatzrechtlichen Grundsätzen. (T3) <br/>Veröff: HS XIV/XV/21

2 Ob 625/86OGH07.04.1987

nur T2; nur T3; Veröff: WBl 1987,186

1 Ob 608/87OGH23.09.1987

nur T2; Veröff: SZ 60/179 = ÖBA 1988,165 = RdW 1988,14 = WBl 1988,58

1 Ob 526/89OGH05.04.1989

Veröff: ÖBA 1989,1120 (Dellinger) = WBl 1989,250

2 Ob 574/88OGH25.04.1989

nur T2

4 Ob 615/89OGH07.11.1989

Auch; Veröff: WBl 1990,147

3 Ob 519/89OGH04.10.1989

Veröff: SZ 62/160 = JBl 1990,322 (P Bydlinski) = ÖBA 1990,554 (Apathy) = ecolex 1990,289

8 Ob 624/88OGH28.06.1990

nur T2; Beisatz: Daneben besteht aber kein eigener Anspruch der Gesellschaft aus § 159 Abs 1 Z 2 in Verbindung mit § 161 StGB. (T4) <br/>Veröff: SZ 63/124 = GesRZ 1990,162 = ÖBA 1990,946 = RdW 1991,43 = WBl 1990,348 (Dellinger) = ecolex 1990,675

1 Ob 553/94OGH14.07.1994

nur T2; Veröff: SZ 67/128

10 Ob 2009/96fOGH23.04.1996

nur T2; nur T3; Beisatz: Der Schadenersatzanspruch eines Neugläubigers bewegt sich bei schuldhafter Übertretung der Schutznorm des § 159 Abs 1 Z 2 StGB in der Höhe des Vertrauensschadens. (T5)

1 Ob 2269/96zOGH16.12.1996

Auch

7 Ob 2339/96pOGH22.10.1997

Vgl auch; Veröff: SZ 70/215

9 ObA 416/97kOGH29.04.1998

nur T2; Beisatz: Die Geltendmachung daraus abgeleiteter Ansprüche steht daher nicht dem Masseverwalter zu. (T6)

1 Ob 50/99fOGH27.04.1999

Veröff: SZ 72/76

14 Os 141/01OGH03.12.2002

Vgl auch; Beisatz: Die Strafnorm des § 159 Abs 1 Z 2 StGB aF zielte nicht nur auf die rechtzeitige Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, sondern auch auf die gleichmäßige Befriedigung aller Gläubiger im Falle der Insolvenz ab, so dass ihre Verletzung einen deliktischen Schadenersatzanspruch des benachteiligten Gesellschaftsgläubigers gegen das fahrlässig handelnde Gesellschaftsorgan zu begründen vermag. Der Schade aus der Bevorzugung eines Gläubiger - und damit auch der Anspruch auf dessen Ersatz - entsteht mit dem Eintritt der Begünstigung (und nicht etwa erst mit der Erlangung einer niedrigeren Quote im Ausgleichsverfahren). (T7)

5 Ob 259/02bOGH17.12.2002

Vgl auch

6 Ob 196/05zOGH01.12.2005

Beisatz: Auch während eines anhängigen Konkurses besteht das Klagerecht von Gesellschaftsgläubigern (Altgläubigern und Neugläubigern) auf Schadenersatz, wenn der Anspruch auf Delikte des Organs der Gemeinschuldnerin gestützt wird. (T8)<br/>Beisatz: Hier: Geklagt ist eine OEG, die zivilrechtlich nach der Repräsentantenhaftung mithaftet. (T9)

1 Ob 134/07yOGH22.10.2007

nur; Beisatz: Die Bestimmung des § 159 StGB stellt ein Schutzgesetz zugunsten der Gläubiger dar. (T10)<br/>Beisatz: Der Schutzzweck des § 159 StGB besteht vor allem darin, insolvente Gesellschaften aus dem Rechtsverkehr zu ziehen und daher jene zu schützen, die sich sonst mit dieser Gesellschaft nicht einlassen würden. Dementsprechend ist dem Neugläubiger stets der Vertrauensschaden zu ersetzen. (T11)<br/>Veröff: SZ 2007/162

10 Ob 96/07aOGH15.01.2008

Vgl auch; Beisatz: Der Neugläubiger hat nur Anspruch auf Ersatz des negativen Interesses (Vertrauensschaden). (T12)<br/>Beisatz: Der Neugläubiger muss sich von seiner Forderung grundsätzlich die Gewinnspanne und den mit dem Geschäft erhofften Fixkostendeckungsbeitrag abziehen lassen. Er hat auch keinen Anspruch auf Ersatz der in der Rechnung enthaltenen Umsatzsteuer. (T13)<br/>Beisatz: Hier: § 159 Abs 2 StPO. (T14)

9 ObA 117/06fOGH10.04.2008

Auch; nur T2; Veröff: SZ 2008/51

4 Ob 151/15gOGH22.09.2015

Auch; Veröff: SZ 2015/100

4 Ob 176/15hOGH20.10.2015

Auch; Veröff: SZ 2015/111

Dokumentnummer

JJR_19800326_OGH0002_0010OB00545_8000000_001

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