Der französische Rechtsphilosoph, Régis Ponsard stellt in seiner Kelsen-Analyse die Frage: „[q]uels étaient ses rêves [de Kelsen] en tant qu´auteur“.1 Im Falle eines Juristen wie Hans Kelsen, der für kühne und abstrakte Theorien bekannt ist, kommt einem eine solche Frage ziemlich ungewöhnlich, unerwartet vor. Warum sollten wir uns überhaupt für seine Person, für den Hintergrund seiner öffentlich-wissenschaftlichen, gut dokumentierten Tätigkeit interessieren? Kelsens Theorien sind breit erforscht – und auch wenn er gerade in der deutschen Rechtswissenschaft immer noch nicht zur „herrschenden Meinung“ gehört,2 ist er vor allem in Zentraleuropa, Italien und Lateinamerika längst zu einem (sogar: dem) Klassiker der Rechtswissenschaft geworden.