Die Europäische Union steht vor beträchtlichen Herausforderungen. Euphemistisch anmutende Neologismen wie Grexit,1 Brexit,2 und neuerdings auch Plexit 3 stehen in plakativer Weise symbolisch für eine mögliche Kehrtwende im politischen Einigungsprozess am europäischen Kontinent. Der funktionalistische Ansatz und somit die fortschreitende europäische Integration wirken zunehmend überholt. Integrative, proeuropäische Gedanken und Entwicklungen scheinen desintegrativen und nationalistischen Strömungen weichen zu müssen. Neben antieuropäischen und europaseparatistischen Bestrebungen, welche ihren vorläufigen Höhepunkt in der Austrittsmitteilung und sohin Aktivierung der Austrittklausel des Art 50 EUV durch das Vereinigte Königreich gefunden haben, treten zunehmend auch auf regionaler Ebene separatistische Tendenzen ans Licht. Solche Entwicklungen sind insbesondere im Baskenland, in der Bretagne, in Flandern, in Katalonien, auf Korsika, in Südtirol, in Schottland und nicht zuletzt in Wallonien zu beobachten. Nicht nur auf mitgliedstaatlicher, sondern auch auf gesamteuropäischer Ebene wird versucht, diesen Desintegrationsbestrebungen entgegenzuwirken. Auch der rechtswissenschaftliche Diskurs hat sich diesen – im unionsrechtlichen Gefüge (noch) präzedenzlosen – Entwicklungen mittlerweile angenommen.4