Dass die Universität – als Organisation wie als Idee – sich in einer Krise befindet, wird gebetsmühlenartig beklagt; nicht erst, seit M. C. Taylor 2010 die „crisis on campus“ ausrief. Und die Schere zwischen Humboldt’schem Ideal und arbeitsteiliger IT-Gesellschaft mit immer schneller obsolet werdenden alten und aufkommenden neuen Erkenntnissen öffnet sich stets weiter. Angesichts dieser Fakten die „Universität“ nicht einfach zu beerdigen, sondern sie gleichsam neu zu (er) finden, erfordert Mut. In der Tat machen Elkana und Klöpper dem Leser schnell deutlich, dass sie keine kleinen Brötchen backen wollen. Die Kernthese ihres Gemeinschaftswerks ist die Wertbezogenheit der Interpretation von Wissen, die infolgedessen nur kontextabhängig möglich ist. Die Universalien der Aufklärung seien in Wahrheit nur lokale, westliche Universalien gewesen (und mithin ein Widerspruch in sich). Konsequent verschreiben sich die Autoren auch einer Neuen Aufklärung – wie schon 1995 von der Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ gefordert – und ihrem Einfluss auf die Curricula der universitären Ausbildung, alternative Lehrformen und dynamischere Hochschulstrukturen. So soll die Universität in einer komplexen und chaotischen Welt wieder zu dem werden, was sie einmal war: gestaltende, gesellschaftsprägende Kraft.