https://doi.org/10.47782/oeba202212088101
Wolfgang Matejka
Der von Vielen gefürchtete Rückgang der Kurse im Oktober blieb diesmal aus. Im Gegenteil, die Kapitalmärkte tendierten erstmals seit Langem wieder nach oben. Die ökonomischen Vorzeichen waren es nicht, die diese Bewegung begründen ließen. Es waren vielmehr die Annahmen, wie weit die Notenbanken ihre Zinsmaßnahmen noch verstärken können, bevor sie damit eine Rezession manifestieren, die aufgrund divergenter und kaum zinssensitiver Inflationsparameter den Boden der Glaubwürdigkeit unter ihren Füßen aufs Spiel setzt. In Folge zeigte sich ein seltenes Schauspiel, nämlich eine Art Zusammenarbeit zwischen Notenbanken und Politik. Die Energiesituation in Europa wurde durch dynamisches Einkaufsverhalten von Regierungen deutlich gemildert, die sozialen Komponenten gleichzeitig adressiert und somit der ökonomische Druck langsam abgebaut. Inzwischen deuten die bereits stark gesunkenen Rohstoffnotierungen auf ein baldiges Ende der hohen Inflationszahlen hin. Die diesbezügliche Bestätigung ist aber direkt von den gerade noch laufenden Lohnpreisverhandlungen abhängig. Die Hoffnung auf volkswirtschaftliche Vernunft bleibt im Raum und trug die Entwicklung der Kapitalmärkte im Oktober.