Nach dem Katastrophenjahr 2008 war auch der Start in das Jahr 2009 noch mehr als schwach, die Aktienmärkte fielen weiter. Irgendwann ging den Anlegern aber offenbar der Grund für weitere Depressionen aus, man nahm an, daß es schlimmer nicht kommen könne, und begann wieder zu kaufen. Damit setzte ab Anfang März eine scharfe Aktienrallye ein, die erst gegen Ende des Halbjahres an Dynamik einbüßte. Da kam nämlich zusehends die Befürchtung auf, daß die Fundamentaldaten für eine derartige Kurserholung noch keinen Anlaß geben. In der Tat bleibt abzuwarten, wie viel Wirkung die weltweiten Stimulierungspakete (insbesondere in den USA) entfalten werden, und ob die wirtschaftliche Erholung tatsächlich so deutlich voranschreiten wird, wie die Kurse das bereits vorwegnehmen. Besonders positiv in Szene setzen konnten sich jedenfalls die Emerging Markets, allen voran jene in Asien. Auch hier war bei den Anlegern nach den starken Rückschlägen des Vorjahres offenbar die Kauflaune zurückgekehrt. In Summe war das erste Halbjahr daher vor allem von einer Rückkehr der Risikobereitschaft gekennzeichnet. Nicht nur Aktien haben davon profitiert, auch Unternehmensanleihen konnten eine sehr gute Wertentwicklung aufweisen. Unter Druck gerieten hingegen die Top-Performer des Vorjahres, nämlich die Staatsanleihen der Industrieländer. Man fürchtete zusehends, daß die massiven Stimulierungspakete später Inflation erzeugen könnten, und stieß vor allem US-Treasuries ab. Auch der immer noch robuste Goldpreis läßt auf die Angst vor Inflation schließen. Im Kielwasser dieser Entwicklung kam auch der US-Dollar, der bis Ende Februar zusehends an Stärke gewann, wieder unter Druck. In Summe schließt er das erste Halbjahr zum Euro jedoch fast unverändert ab. Sehr deutlich fiel auch die Erholung der Rohstoffe aus. Hier setzte man offenbar auf die Tatsache, daß die Weltwirtschaft auf die ergriffenen Maßnahmen positiv reagieren würde. Dies gilt insbesondere für China, das als einzige große Weltregion heuer noch positive Wachstumsraten aufweist. Entsprechend hat sich der Ölpreis von seinem Tief im Februar bei 35 US-Dollar auf 70 US-Dollar verdoppelt. Auch wenn eine unmittelbare Fortsetzung dieser Dynamik nicht zu erwarten ist, so reflektiert gerade der Ölpreis die im Markt verankerte Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Damit stellt sich für die nächsten Monate vor allem eine Frage: was passiert, wenn die jetzt verbreitet herrschende Hoffnung auf eine mehr oder weniger linear angelegte Erholung enttäuscht wird? Im Moment gehen viele davon aus, daß sich die Fundamentaldaten kontinuierlich aus der Talsohle heraus verbessern, aber wie reagieren vor allem die Aktien auf eine diesbezügliche Enttäuschung? Darin liegt unserer Meinung nach schon einiges an Unsicherheit begründet, wie man ja auch an der Tatsache ablesen kann, daß die Rallye gegen Quartalsende viel an Dynamik verloren hatte.