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Das erste Jahr der Europäischen Zentralbank

GastbeitragWillem F. DuisenbergÖBA 1999, 506 Heft 7 v. 1.7.1999

Am 1. Juni 1998 wurde die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet. Sie ist eine junge und wachsende Institution. Die Zahl ihrer Mitarbeiter, die größtenteils vom Europäischen Währungsinstitut (EWI) übernommen wurden, betrug anfangs 400. Gegenwärtig beschäftigt die EZB 650 Mitarbeiter aus allen Mitgliedstaaten der EU, wobei sich diese Zahl im Laufe dieses Jahres auf fast 800 Mitarbeiter erhöhen wird. Im Vergleich zur FED in Washington D. C. ist dies ein relativ kleine Zahl, die jedoch in den kommenden Jahren voraussichtlich noch wachsen dürfte. Das Eurosystem, dem die EZB und die elf nationalen Zentralbanken der elf am Euro-Währungsgebiet teilnehmenden Mitgliedstaaten angehören, ist ebenso wie die FED ein föderales System. Geldpolitische Beschlüsse werden zentral vom EZB-Rat gefaßt und dezentral durchgeführt. Der EZB-Rat besteht aus 17 Mitgliedern, den sechs Mitgliedern des EZB-Direktoriums und den elf Präsidenten der nationalen Zentralbanken. Für die Beschlußfassung gilt der Grundsatz "Ein Mitglied, eine Stimme", in dem sich der Gedanke widerspiegelt, daß Beschlüsse stets auf gesamteuropäischen und nicht nationalen Überlegungen basieren müssen. Die Geldpolitik der EZB ist ein unteilbares Ganzes. Eine regionale oder nationale Geldpolitik innerhalb des Euro-Währungsgebiets gibt es nicht mehr. Dies mag logisch und einfach klingen, doch es erfordert eine Änderung der Einstellung und einen Lernprozeß. Im vergangenen Jahr hat der EZB-Rat ein gutes Stück des Weges in diesem Lernprozeß zurückgelegt.

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