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Der Ursprung der Selbstverwaltung der Krankenversicherung

Aus der Geschichte des Arbeitsrechts und des SozialrechtsStefan WedracDRdA 2016, 365 Heft 5 v. 15.10.2016

Die Selbstverwaltung in der SV Österreichs gilt heute als eine Selbstverständlichkeit. Nicht so selbstverständlich ist jedoch die Kenntnis ihrer Geschichte,1)1)Zur bis her wenig beachteten Geschichte der Selbstverwaltung siehe weiterführend Grandl, Die Geschichte der Sozialversicherungsselbstverwaltung in Österreich. Von den Anfängen bis 1918 (2004); Wedrac, Die Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Invalidenkasse in Wien 1868-1880. Die Wurzeln der Wiener Gebietskrankenkasse: Entstehung, Umfeld und Erfolge (2013); Wedrac, Vom Schlachtruf zur Selbstverständlichkeit: Das wechselhafte Schicksal der Selbstverwaltung am Beispiel der Wiener Krankenkasse(n) 1854-1955, in Gstöttner-Hofer/Hotz/Lorenz/Füreder/Wall-Strasser, Selbstverwaltung. Gestaltungsfaktor für ein demokratisches und soziales Gemeinwesen (2014) 35-106. Die in letzterem Artikel enthaltene, eingehende Darstellung der Entwicklung der Selbstverwaltung diente als Grundlage für die vorliegende, geraffte Abhandlung. insb ihrer Anfänge. Der vorliegende Beitrag widmet sich der Entstehung der Selbstverwaltung in der KV im Laufe des 19. Jahrhunderts. Ihre Wurzeln reichen jedoch viel weiter zurück: Im Mittelalter entstanden unter den Handwerksgesellen der Städte und den Bergleuten religiös konnotierte Bruderschaften zur gegenseitigen Hilfe, etwa für den Krankheitsfall. Die Gesellenbruderschaften kamen früher auf, die "Bruderladen" der Bergleute erlangten hingegen wirtschaftlich größere Bedeutung. Ein Beispiel ist die Schlaggenwalder Bergordnung von 1548: "So ein Gesell, aus der Knapschafft kranck würde, so sol man ihme, nach gelegenheit seiner kranckheit, und nach Bergmeisters, Geschwornen, und Eltisten der Knapschaft erkentnus aus der Büchsen leyhen, doch, das der krank, so viel müglichen zu thun, solchs widerumb zu erlegen, einen vorstandt habe."2)2)Schmidt, Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der österreichischen Monarchie. Erste Abtheilung. Zweiter Band (1832) 240. Verwaltet wurden diese Einrichtungen von einem Ältestenrat der Bergleute selbst, die Obrigkeit hielt sich mit Eingriffen zurück. Die Bruderladen genossen das Vertrauen der Bergleute und überdauerten erfolgreich Jahrhunderte.3)3)Wedrac, Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Invalidenkasse 62-83.

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