Das alles überschattende, für die weitere (sozial-) politische Entwicklung in Österreich maßgebende Ereignis im Jahr 1927 war der Justizpalastbrand am 15.7. in Wien. Er war die Folge des politisch motivierten Freispruches für die faschistischen Frontkämpfer, die am 30.1. in Schattendorf im Burgenland einen Überfall auf eine Veranstaltung des Republikanischen Schutzbundes verübten und dabei zwei Menschen getötet hatten. Das Fehlurteil löste Protestversammlungen und Arbeitsniederlegungen aus. Am 15.7. fand eine große Demonstration der Arbeiter auf der Ringstraße statt, in deren Verlauf der Justizpalast in Brand gesteckt wurde. Die Situation eskalierte vollends und die Polizei wurde beauftragt, mit Gewehren gegen die Demonstranten vorzugehen. Die Bilanz waren 85 tote und mehr als 1000 verletzte Zivilisten. Dieses Ereignis ist als Anfang vom Ende der demokratischen Republik Österreich in die Geschichte eingegangen. Der entmutigten sozialdemokratischen Arbeiterschaft stand eine gestärkte Rechte gegenüber (M. Scheuch, Historischer Atlas Österreich4 [1994] 173).