Es gibt zwar viel mehr Redner, als es auf der Klaviatur Töne gibt. Dennoch klingt nicht alles neu, was unser Ohr erreicht. Viele Argumente hören sich an, wie ein Medley aus längst bekannten Statements. Zuweilen erkennt man "die Platte" des aktuellen Gegenübers, schon bevor es fertig gesprochen hat. Was bei den Killerphrasen mit den "fünf Killerkönigen" beschrieben wird, das sind in Argumentationen und Präsentationen die "acht Töner". Dabei ist nicht jeder dieser Protagonisten laut. Denkfaule oder Harmonizer sind tendenziell sogar recht unaufgeregte Zeitgenossen. Sie machen eher die anderen verrückt mit ihren Plattitüden oder Beschwichtigungen. Ein Choleriker hingegen kann schon mal seine Stimme erheben und die Stimmung kippen, weil er auf die Palme gebracht wurde und von dort runterbrüllt Clowns brauchen Gelächter, wie die Lunge Sauerstoff. Sie fühlen sich wohl, wo es amikal, statt akademisch wird. Lacher aus dem Publikum werten sie grundsätzlich als Zuspruch. Im Unterschied zu Gutmenschen, die bisweilen kräftig lehrmeistern und moralinsauer argumentieren. Sie besitzen selten Humor, da ihnen das Thema stets bitter ernst ist. Dafür können sie ganz gut definieren und bewahren auch den Überblick im Gespräch, der dem Clown oder Eigenlobhudler meistens fehlt. Gutmenschen sehen ethische Gefahren auf die Gesellschaft zukommen, vor denen sie eindringlich warnen. Sie sind sozial-romantisch veranlagt und lieben es, Randgruppen ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen. Ihre zur Schau getragene politische Korrektheit und präzises Gendern nervt andere. Gerade die Gutmenschen sind es, die mit ihren absoluten Aussagen und moralischen Ansprüchen als Gegenpendel ausgerechnet die radikalen Geister und deren Aktionen auf den Plan rufen. Mancher Populist ist überhaupt erst als Antwort auf einen Gutmenschen auf die Barrikaden gegangen und in dessen Gegenstrom groß geworden.