OGH 9ObA2106/96p

OGH9ObA2106/96p10.7.1996

Der Oberste Gerichtshof hat als Revisionsgericht in Arbeits- und Sozialrechtssachen durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr.Klinger als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr.Maier und Dr.Steinbauer sowie durch die fachkundigen Laienrichter Mag.Erich Deutsch und Dr.Gerhard Dengscherz als weitere Richter in der Arbeitsrechtssache der klagenden Partei Ing.Miroslav M*****, vertreten durch Dr.Johann Buchner und Mag.Ingeborg Haller, Rechtsanwälte in Salzburg, wider die beklagte Partei Chemisches Laboratorium *****, vertreten durch Dr.Josef Dengg und Dr.Milan Vavrousek, Rechtsanwälte in St.Johann im Pongau, wegen S 256.106,70 brutto sA, infolge Rekurses der beklagten Partei gegen den Beschluß des Oberlandesgerichtes Linz als Berufungsgericht in Arbeits- und Sozialrechtssachen vom 27.Februar 1996, GZ 12 Ra 116/95-10, womit infolge Berufung der klagenden Partei das Teilzwischenurteil des Landesgerichtes Salzburg als Arbeits- und Sozialgericht vom 14.Juli 1995, GZ 17 Cga 75/95z-6, aufgehoben wurde, in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluß

gefaßt:

 

Spruch:

Dem Rekurs wird nicht Folge gegeben.

Die Kosten des Rekursverfahrens sind weitere Verfahrenskosten.

Text

Begründung

Rechtliche Beurteilung

Das Berufungsgericht hat zutreffend im Sinne der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes ausländische Beschäftigungszeiten für die Anrechnung von Praxisjahren wie auch für die Berücksichtigung als Verwendungsgruppenjahre herangezogen. Es genügt daher auf die zutreffende Begründung des angefochtenen Aufhebungsbeschlusses zu verweisen (§ 48 ASGG).

Der sich im Rahmen des Klagebegehrens auf Leistung haltende Berufungshauptantrag führt auch im Fall der Einschränkung des Verfahrens erster Instanz auf den Grund des Anspruches genauso zu keiner Unschlüssigkeit des Berufungsbegehrens wie der auf Abänderung des erstgerichtlichen Urteils in ein stattgebendes Teilzwischenurteil lautende Eventualantrag auf Anrechnung der Vordienstzeiten im Sinne des § 17 Abs 9 des Kollektivvertrages.

Gerade weil Kollektivvertragsparteien eine vernünftige,

zweckentsprechende und praktisch durchführbare Regelung treffen und

einen Ausgleich der sozialen und wirtschaftlichen Interessen

herbeiführen wollen (Arb 11.231) trifft die bereits vom Obersten

Gerichtshof vertretene Auffassung zu, daß auch ausländische

Vordienstzeiten, selbst wenn sie nicht ausdrücklich im

Kollektivvertrag erwähnt sind, grundsätzlich bei der Einstufung

anzurechnen sind, soferne diese Beschäftigungen, was den Erwerb von

Fähigkeiten und Kenntnissen im Beruf betrifft, einer im

Kollektivvertrag genannten einer Verwendungsgruppe entsprechenden

Tätigkeit bei einem entsprechenden inländischen Arbeitsgeber

gleichzuhalten sind (RdW 1990, 263 = ecolex 1990, 242 = RdA 1990, 477

= Ind 1990 H 5, 23; 8 ObA 2105/96h).

Dabei geht es nicht um den Geltungsbereich des unbestrittenermaßen auf das Arbeitsverhältnis des Klägers in Österreich anwendbaren Kollektivvertrages, sondern um die Auslegung von kollektivvertraglichen Einstufungsbestimmungen nach der Art der ausgeübten Tätigkeit, unabhängig davon, wo diese mit den Verwendungsgruppen des Kollektivvertrages vergleichbare Tätigkeit bzw die für die Praxisjahre erforderliche Angestelltentätigkeit im Sinne der §§ 1 bis 5 AngG (DRdA 1991, 384) ausgeübt wurde.

Die Schwierigkeit der Überprüfung der Nachweise ausländischer Vordienstzeiten bezieht sich vor allem auf die inhaltliche Prüfung allenfalls fremdsprachiger Urkunden und der Gleichwertigkeit der ausländischen Vordienstzeiten, hindert aber nicht die praktische Durchführbarkeit, weil, wie beim Nachweis einer Erkrankung im Ausland (Kuderna UrlG**2, 133) der Arbeitnehmer für die Gleichwertigkeit und den tauglichen Nachweis der Vordienszeiten im Ausland beweispflichtig ist und daher dafür zu sorgen hat, daß entsprechend verständige Urkunden vorhanden sind. Im übrigen hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, die Eignung des Arbeitnehmers und deren Übereinstimmung mit den vorgelegten Urkunden innerhalb von Probezeiten in zumutbarer Weise zu überprüfen (8 ObA 2105/96h).

Die Kostenentscheidung ist in § 52 Abs 1 ZPO begründet.

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