Als die Sternwarte 1874–1878 gebaut wurde, hatte man für den sinnvollen Einsatz der Instrumente in den beiden Meridiansälen eine notwendige freie Durchsicht von Norden nach Süden festgelegt. Daraufhin wurde das Gebiet des Meridianplatzes (1909 Meridianpark, 1931 Josef-Kainz-Park) und der Meridianstraße (1919 Dänenplatz, 1931 Dänenstraße) mit einem Verbauungsverbot belegt. Der Josef-Kainz-Park war ab seiner Errichtung 1935 als Park- und Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Ungeachtet dessen wurde infolge von Platzproblemen im nahen Gymnasium und Realgymnasium Haizingergasse ein Projekt zur Verbauung des Kainz-Parks als neuen Schulstandort geboren. Diese Idee wurde von der SPÖ und den Grünen ohne tiefergehende Analyse und Überlegung massiv <i>Brunnbauer</i> in <i>Stöger</i> (Hrsg), Das Wiener Cottage (2022) Kainzpark – Kampf um Nachhaltigkeit, Seite 103 Seite 103
unterstützt, von der ÖVP abgelehnt. Es kam zur Formierung von zwei Initiativen, den Schülern, Eltern und Lehrern „dafür“ und der Initiative Rettet den Kainz-Park, initiiert von einigen Cottage-Bewohnern, „dagegen“. Die Auseinandersetzung wurde mit vorwiegend emotionalen Argumenten geführt, wie u. a. demjenigen, dass sich privilegierte Villenbesitzer gegen das Recht der Schüler auf eine lebenswerte und angenehme Lernumgebung stellten. Allerdings kamen mehr als 40 % der Schüler gar nicht aus dem Bezirk. Vollkommen außer Acht gelassen wurden auch die Auswirkungen der Versiegelung von Grünraum und die nachhaltige Zerstörung von natürlichen Ressourcen, wie das Luftreservoir und die Luft- und Grünbrücke zwischen Sternwartepark und Türkenschanzpark. Oder, dass man sich in einer bereits umwelt- und klimageschädigten Stadtumgebung befand, die des Grünraums im großen Kontext dringend bedurfte – von den Gründungsintentionen und der Funktion des Cottage-Viertels gar nicht zu sprechen. Nachdem sich die allgemeine Stimmungslage dank einer Unterschriftensammlung der Initiative Rettet den Kainz-Park mit über 5.000 Unterschriften gegen die Vernichtung des Kainz-Parks festigte und auch Wahlen vor der Tür standen, kam es zu einem Schwenk der politischen Unterstützer. Das Projekt wurde schließlich mit dem Argument des Natur- und Landschaftsschutzes von der Umweltanwaltschaft abgelehnt. Und plötzlich, auf Grund einer vom WCV angeregten Studie, fand man auch eine sehr praktikable Lösung, den notwendigen Raumbedarf durch Umbauarbeiten am bestehenden Schulstandort zu schaffen.