European Case Law Identifier: ECLI:AT:OGH0002:2021:0150NS00091.21G.1217.000
Spruch:
Für die Duchführung des Strafverfahrens gegen ***** S***** ist das Landesgericht Wels zuständig.
Gründe:
[1] Die Staatsanwaltschaft Graz brachte am 14. Juni 2019 eine Anklageschrift gegen ***** St***** und ***** E***** wegen Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 erster und vierter Fall StGB ein (ON 472 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien), welche mit Beschluss des Oberlandesgerichts Wien vom 26. Juli 2021 rechtswirksam wurde (ON 494 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien) und (nunmehr; vgl dazu auch 15 Os 59/20w; 15 Ns 41/21d; 15 Ns 81/21m) beim Landesgericht für Strafsachen Wien anhängig ist.
[2] Ein Verfahren gegen ***** H***** und ***** B***** wegen Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 vierter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen (Anklage ON 553 in ON 521 zu AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien) wurde mittlerweile mit diesem Verfahren verbunden (ON 1 Seite 153 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien).
[3] Am 13. Mai 2021 erhob die Staatsanwaltschaft Graz auch Anklage gegen ***** S***** wegen des Verbrechens der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 vierter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen, welche mit Beschluss des Oberlandesgerichts Linz vom 8. September 2021 rechtswirksam wurde (ON 625 und 628 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels). Mit Verfügung vom 27. September 2021 (ON 1 S 205 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels) trat das Landesgericht Wels das Strafverfahren gegen ***** S***** gemäß § 37 Abs 3 StPO zur gemeinsamen Führung mit dem Strafverfahren gegen ***** St***** und andere Angeklagte an das Landesgericht für Strafsachen Wien ab.
[4] Dieses legte die Akten dem Obersten Gerichtshof zur Entscheidung über den negativen Kompetenzkonflikt vor (§ 38 StPO).
Der Oberste Gerichtshof hat erwogen:
Rechtliche Beurteilung
[5] Werden nacheinander mehrere Anklagen in Bezug auf subjektiv, objektiv oder subjektiv‑objektiv‑konnexe Straftaten erhoben, sind die Verfahren von dem nach § 37 Abs 2 oder Abs 3 StPO zuständigen Gericht zu verbinden, wenn zum Zeitpunkt der Rechtswirksamkeit der späteren Anklage bereits ein Hauptverfahren anhängig ist (§ 37 Abs 3 StPO). Im Fall einer bloß prozessualen Konnexität (enger sachlicher Zusammenhang; vgl RIS‑Justiz RS0127579) gilt dies allerdings nicht (vgl 15 Ns 58/21d mwN).
[6] ***** St***** und dessen Mitangeklagte waren laut Anklagevorwurf Mitglieder der staatsfeindlichen Verbindung „International Common Law Court of Justice Vienna“ (kurz: „ICCJV“), wobei sie dort unterschiedliche Funktionen und Tätigkeiten ausgeübt haben sollen (ON 472 und ON 553 in ON 521 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien). Ebenso war ***** S***** Mitglied der genannten Verbindung (ON 625 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels), wobei er unter anderem als „Regional Court Officer“ und insbesondere als „regionaler Errichter der Außenstelle Oberösterreich“ fungierte. Dass S***** die Beteiligung (§ 12 StGB) an einer strafbaren Handlung von ***** St*****, ***** E*****, ***** H***** oder ***** B***** zur Last gelegt würde, kann der Anklageschrift nicht entnommen werden. Eine bloß prozessuale Konnexität erfüllt die Voraussetzungen für eine Verbindung der Verfahren nach § 37 Abs 3 StPO aber nicht (neuerlich 15 Ns 58/21d).
[7] Zur Führung des Verfahrens gegen ***** S***** ist daher – im Einklang mit der Stellungnahme der Generalprokuratur – das Landesgericht Wels zuständig.
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