European Case Law Identifier: ECLI:AT:OGH0002:2021:0150NS00058.21D.0817.000
Spruch:
Für die Durchführung des Strafverfahrens ist das Landesgericht für Strafsachen Graz zuständig.
Gründe:
Rechtliche Beurteilung
[1] Die Staatsanwaltschaft Graz brachte am 17. Mai 2021 beim Landesgericht für Strafsachen Wien eine Anklageschrift gegen D***** S***** wegen dem Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 erster und vierter Fall StGB subsumierten Verhaltens ein. Die Anklage ist seit 5. Juni 2021 rechtswirksam und zu AZ 601 Hv 2/21m anhängig.
[2] Am 5. Mai 2021 erhob die Staatsanwaltschaft Graz beim Landesgericht für Strafsachen Graz auch Anklage gegen M***** L***** wegen dem Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 erster und vierter Fall StGB subsumierten Verhaltens (ON 623 des Aktes AZ 16 Hv 48/21p des Landesgerichts für Strafsachen Graz), wobei die Anklage am 25. Juni 2021 rechtswirksam wurde (ON 1 S 203).
[3] Mit Verfügung vom selben Tag trat das Landesgericht für Strafsachen Graz das Strafverfahren gegen M***** L***** wegen „objektiver Konnexität“ nach § 37 Abs 1 StPO zur gemeinsamen Führung mit dem Strafverfahren gegen D***** S***** an das Landesgericht für Strafsachen Wien ab.
[4] Dieses legte den Akt (nunmehr AZ 601 Hv 3/21k) dem Obersten Gerichtshof zur Entscheidung über den negativen Kompetenzkonflikt vor (§ 38 StPO).
[5] Werden nacheinander mehrere Anklagen in Bezug auf subjektiv, objektiv oder subjektiv‑objektiv konnexe Straftaten erhoben, sind die Verfahren von dem nach § 37 Abs 2 oder Abs 3 StPO zuständigen Gericht zu verbinden, wenn zum Zeitpunkt der Rechtswirksamkeit der späteren Anklage bereits ein Hauptverfahren anhängig ist (§ 37 Abs 3 StPO). Im Fall einer bloß prozessualen Konnexität (enger sachlicher Zusammenhang im Hinblick auf ein einheitliches Tatgeschehen; vgl RIS‑Justiz RS0127579) gilt dies allerdings nicht (Oshidari, WK-StPO § 37 Rz 8; Fabrizy/Kirchbacher StPO14 § 37 Rz 4).
[6] Sowohl D***** S***** als auch M***** L***** waren laut Anklagevorwurf Mitglied der staatsfeindlichen Verbindung „International Common Law Court of Justice Vienna“ (kurz: „ICCJV“), wobei sie dort unterschiedliche Funktionen und Tätigkeiten ausgeübt haben sollen (vgl ON 623 S 1 f, 10, 11). Dass L***** darüber hinaus die Beteiligung (§ 12 StGB; vgl dazu Fabrizy in WK2 StGB § 12 Rz 24 ff, 42 ff, 81 ff) an einer strafbaren Handlung der S***** zur Last gelegt würde, kann der Anklageschrift nicht entnommen werden. Eine bloß prozessuale Konnexität erfüllt die Voraussetzungen für eine Verbindung der Verfahren nach § 37 Abs 3 StPO aber nicht.
[7] Zur Führung des Verfahrens gegen M***** L***** ist daher – im Einklang mit der Stellungnahme der Generalprokuratur – das Landesgericht für Strafsachen Graz zuständig.
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